Favoriten ohne ein eigenes L?

Die Art und Weise wie das Favoritener L ausgesprochen wird, wird heute meist als Meidlinger L bezeichnet. Dabei ist Meidling der 12. Bezirk von Wien und Favoriten der 10. Bezirk. Der geschichtliche Hintergrund zum Favoritener L ist eigenltich die Zuwanderung von Arbeitskräften in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, also zwischen 1800 und 1850 aus dem heutigen Tschechien. Genauer gesagt aus Böhmen und Mähren.

Die Tschechen und das Favoritener L

Es waren die sogenannten "Ziegelbehm", die das berühmte "L" in den Süden von Wien brachten. Handwerker, Arbeiter aber auch Dienstboten und Dienstmädchen wanderten in den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts nach Wien aus. Im Süden von Wien, in Wien Favoriten, hatte sich am Wiener Berg und am Laaer Berg eine starke Ziegelindustrie entwickelt. Heute kennt man das wichtigste Unternehmen aus dem Ziegelbau in Wien auch von der Wiener Börse - die Wienerberger AG ist einer der weltweit führenden Hersteller, nach wie vor. Die Arbeiter und Handwerker, die damals aus den tschechischen Regionen Böhmen und Mähren nach Wien kamen um in der Ziegelfarbrik zu arbeiten, hatten diese ungewöhnliche Aussprache beim Konsonanten "L". Zumindest wird es dieser Bevölkerungsgruppe zugeschrieben, sehr wahrscheinlich ist die Interpretation wissenschaftlich gesehen aber nicht. Nur, auf Meidling ist das L ebenfalls nicht wissenschaftlich rückführbar.

Viele Tschechische Arbeiter in Favoriten

Durch das Angebot von Arbeitsplätzen in den Wiener Ziegelfabriken und durch den anhaltenden Bau-Boom kamen eben viele Arbeiter aus Tschechien nach Wien. Sie siedelten sich rund um die Fabriken an, waren also vorwiegend in Favoriten aber auch in Meidling zuhause. Die Tatsache, dass man heute oftmals vom "Meidlinger L" spricht, obwohl es im Original eher "Favoritener L" heißen müsste, hat ganz einfach wohl damit zu tun, dass im Wort "Meidling" der Konsonant "L" vorkommt und sich das daher viel leichter als Beispiel aussprechen lässt. Wissenschaftlich korrekt wird darum auch weder vom Favoritener L noch vom Meidlinger L gesprochen sondern vom Wiener "Vorstadt-L".

Eine Tatsache, die insbesondere den Fans des Favoritener Fußballvereins FK Austria Wien etwas sauer aufstoßen könnte, weil sie gewöhnlich dann vom "Vorstadt-Klub" sprechen, wenn das Feindbild, der Stadtrivale SK Rapid Wien in Hütteldorf gemeint ist...!

Der eigentliche wissenschaftliche Hintergrund für die Aussprache des L in dieser Region hat etwas mit dem mittelbairischen zu tun, weil dort die Vokalisierung des L zunächst verringert wurde und das ganze sich erst unter Einfluß von Hochsprache wieder aufgeschaukelt hat. Insofern ist es wahrscheinlich auch obsolet die "Eigentumsfrage" über das berühmte "L" überhaupt klären zu wollen. Beide: Nein. :-)

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Favoritener, Meidlinger L - Wissenschaft?

Ein eigener sehr umfangreicher Artikel widmet sich dem Phänomen des sogenannten Meidlinger L oder auch Favoritener L. Korrekt ist es eben das Wiener Vorstadt-L, das hier besprochen wird. Lesen Sie mehr über die mittelbaierische Herkunft, das Phänomen der Hochsprache dahinter und sogar die soziologischen Aspekte vom Favoritener L bzw. vom Meidlinger L werden hier behandelt. Zum Wikipedia-Artikel...

Genau genommen kein L

Sehr genau hat sich der Sprachwissenschaftler Peter Ernst von der Universität Wien mit diesem Phänomen auseinandergesetzt. Eigentlich ist der Hintergrund hinter dem so auffällig gesprochene L weder auf Meidling noch auf Favoriten zurückzuführen. Es ist viel mehr so, dass in der Arbeiterschicht im typischen Dialekt des Donauraumes, also rund um Wien, eigentlich das "L" langsam verloren gegangen ist. Statt "Geld" sagt man "Göd", statt "Welt" sagt man "Wöd" statt "weil" wird "weu" gesprochen.

Allerdings sahen sich mit herankommender "Hochsprache" diese Dialektsprecher dann wieder mit der Herausforderung konfrontiert das L eben auszusprechen. Dabei wurde es ersetzt durhc ein L, das im Anlaut von Wörtern gesprochen wird. Beispielsweise bei "Land" oder "Lustig". Laut dem Sprachwissenschaftler, der dazu auch ein Interview im ORF gegeben hat, geht es bei der speziellen Aussprache des Konsonanten L eben darum, dass das L, wenn es im Anlaut gesprochen wird, die Zungenspitze etwas weiter nach hinten gebogen ist. Und aus dieser Art ein "L" auszusprechen ist das sogenannte "Meidlinger L" entstanden - oder wie wir es hier trotzdem gerne nennen wollen, das "Favoritener L".

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